Best Practice: Code-Entwicklung mit generativer KI
Auf dieser Unterseite zeigen wir Ihnen konkrete Einsatzmöglichkeiten für generative KI bei der Entwicklung von Python-Code – speziell für Routineaufgaben im Bildungsmonitoring, von der Datenaufbereitung bis zur Erstellung kurzer PDF-Reports.
Dabei ist wichtig: Auch mit KI-Unterstützung ist das Arbeiten mit Python, oder anderen statistischen Programmiersprachen wie R, kein Selbstläufer. Sie benötigen keine tiefgehenden Programmierkenntnisse, um entsprechende Vorhaben umzusetzen, doch mit einem gewissen Grundverständnis für die syntaxbasierte Datenverarbeitung gelangen Sie schneller zu Ergebnissen.
Und gerade hier liegt ein weiteres Potenzial der Arbeit mit generativer KI: Denn die Chatbots lassen sich nicht nur zur Codegenerierung nutzen, sondern auch als persönliche Lernbegleiter. Teilen Sie der KI zum Beispiel in ihrem Prompt mit, dass Sie Einsteiger*in sind und dass Sie sich ausführliche Erklärungen zum generierten Code, zu Begriffen und zum Vorgehen wünschen. So wird der Chatbot zu Ihrem persönlichen Coding-Tutor und unterstützt Sie nicht nur bei der Entwicklung von Skripten, sondern auch beim Kompetenzaufbau.
Anwendungsfall 1: Einen Rohdatensatz aufbereiten und umformen
Wir beginnen dort, wo auch im beruflichen Alltag die Arbeit meistens beginnt: Bei der Aufbereitung von Rohdaten. Dieser Schritt kann in der Praxis mitunter mehr Zeit in Anspruch nehmen als die anschließende Analyse der Daten. Nehmen wir zum Beispiel die unten gezeigte Tabelle:
- Sie enthält viele Spalten, die für unsere Analyse irrelevant sind und die wir entfernen möchten, um eine übersichtlichere Tabelle zu erhalten.
- Einige Spalten weisen fehlende Werte auf, die die Analyse erschweren und die wir nach einem einheitlichen Schema kodieren möchten.
- Die Bezeichnungen der Spalten sind unpassend für unsere Zwecke und sollen durch „sprechende“ Spaltenbezeichnungen ersetzt werden.
- Vor allem aber entspricht die Struktur der Tabelle nicht unseren Anforderungen und muss vor der Analyse umgeformt („pivotiert“) werden.
Genau bei solchen Aufgaben zeigt sich das große Potenzial der Automatisierung mithilfe von Python. Gehen wir z. B. von dem Szenario aus, dass die in der Tabelle enthaltenen Daten in regelmäßigen Abständen für die Aktualisierung eines Berichtsdokuments über die Entwicklung der Schüler*innenzahlen im gebundenen Ganztag benötigt werden. Anstatt die Tabelle mit den aktualisierten Daten jedes Mal händisch für die Auswertung aufzubereiten, könnte dieser Prozess mithilfe eines Skripts automatisiert werden. Wenn dann die nächste Fortschreibung des Berichts ansteht, kann das Skript einfach erneut auf die aktualisierte Tabelle ausgeführt werden und innerhalb von Sekunden die aufbereiteten Daten generieren. Wird diese Vorgehensweise auf mehrere (oder alle) der für den Bericht benötigten Tabellen ausgeweitet, können im Ergebnis viele Stunden an Arbeit für die manuelle Datenaufbereitung eingespart werden.
Die Erstellung eines solchen Skripts ist mit Python unkompliziert – besonders, wenn man sich dabei von einem KI-Tool unterstützen lässt. Das folgende Schaubild zeigt Best Practices zur Formulierung von entsprechenden Prompts, um optimale Ergebnisse bei der Entwicklung von Skripten zur Datenaufbereitung zu erzielen. Ein Beispiel-Prompt, der sich auf die oben gezeigte Tabelle bezieht, verdeutlicht diesen Ansatz.
Abbildung 2: Best Practice bei der Formulierung von Prompts für Aufgaben aus dem Bereich der Datenaufbereitung.
Aufgabenstellungen wie diese sind für die aktuelle Generation von KI-Chatbots keine große Herausforderung mehr. Führen wir einen entsprechenden Prompt in einem Tool wie ChatGPT, Claude oder Gemini aus, generiert uns der Chatbot üblicherweise bereits im ersten Anlauf einen Python-Code, der unsere Anforderungen exakt erfüllt. Den Code, mit dem in unserem Beispiel ChatGPT auf den oben präsentierten Beispiel-Prompt geantwortet hat, können Sie im folgenden Abschnitt einsehen:
Kopieren wir diesen Code anschließend in unsere Python-Umgebung, um ihn auf unsere Daten auszuführen, erhalten wir im Ergebnis eine exakt nach unseren Vorgaben aufbereitete Tabelle:

Die Erstellung unseres Skripts wäre damit abgeschlossen – es sei denn, wir wollen weitere Arbeitsschritte automatisieren und auch die anschließende Visualisierung der Daten in das Skript aufnehmen.
Anwendungsfall 2: Daten in einer Diagrammdarstellung visualisieren
Denn auch die Analyse und Visualisierung unserer Daten kann in das Skript integriert und somit automatisiert werden, wenn beispielsweise – um im oben beschriebenen Szenario zu bleiben – für einen kommunalen Bildungsbericht im zweijährigen Rhythmus identische Analysen auf Grundlage eines jeweils aktualisierten Datensatzes erstellt werden sollen. Statt diese Auswertungen und Visualisierungen für jede Fortschreibung des Berichts manuell anzufertigen, erstellt unser Python-Skript die erforderlichen Visualisierungen dann „auf Knopfdruck“, sobald uns die aktualisierten Daten vorliegen. Das spart nicht nur Zeit, sondern stellt auch sicher, dass die für den Bericht benötigten Diagramme fortlaufend in einem konsistenten Design und Format erstellt werden.
Mit Python-Bibliotheken wie Matplotlib, Seaborn oder Plotly lässt sich eine Vielzahl an Diagrammtypen erstellen und – bei Bedarf – bis in die kleinsten Details anpassen. Im folgenden Schaubild zeigen wir einige Best Practices zur Formulierung von Prompts, die eine zielgenaue Generierung von Python-Code zur Erstellung entsprechender Visualisierungen unterstützen. Ein ausführlicher Beispiel-Prompt, der auf die oben gezeigte Tabelle abgestimmt ist, veranschaulicht die Anwendung dieser Vorgehensweise in der Praxis.
Filtere die Tabelle so, dass nur Zeilen übrig bleiben, die in der Spalte "Gebietskoerperschaft" die Werte "Nordrhein-Westfalen" und "Düsseldorf, Kreisfreie Stadt" enthalten.
Erstelle zwei Liniendiagramme, die nebeneinander angezeigt werden.
Diagramm 1 enthält eine Linie. Diese trägt auf der x-Achse die Werte aus der Spalte "Schuljahr" ab und auf der y-Achse die Summen der Werte in den Spalten "Männlich" und "Weiblich" (nicht aber die männlichen und weiblichen Einzelwerte), wo in der Spalte Ganztag der Wert "Schüler/-innen im gebundenen Ganztagesbetrieb", in der Spalte Schulform der Wert "Gesamtschulen", in der Spalte "Gebietskoerperschaft" der Wert "Düsseldorf, Kreisfreie Stadt" und in der Spalte “Traegerschaft” der Wert "Öffentlich" steht.
Diagramm 2 enthält ebenfalls eine Linie. Diese trägt auf der x-Achse die Werte aus der Spalte "Schuljahr" ab und auf der y-Achse die Summen der Werte in den Spalten "Männlich" und "Weiblich" (nicht aber die männlichen und weiblichen Einzelwerte), wo in der Spalte Ganztag der Wert "Schüler/-innen im gebundenen Ganztagesbetrieb", in der Spalte Schulform der Wert "Gesamtschulen", in der Spalte "Gebietskoerperschaft" der Wert "Nordrhein-Westfalen" und in der Spalte “Traegerschaft” der Wert "Öffentlich" steht.
Für die Gestaltung der Abbildung sind mir folgende Aspekte wichtig:
- Eine Überschrift, die den Gegenstand der Abbildung benennt (welcher empirische Sachverhalt wird dargestellt), einschließlich der verwendeten Analysedimensionen wie Raumebenen, abgebildeter Zeitraum etc. (Welche Vergleichsperspektiven und Differenzierungsmerkmale werden herangezogen?)
- Eine Bildunterschrift, die auf folgende Quelle verweist: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2024: Kommunale Bildungsdatenbank, online abrufbar unter https://www.bildungsmonitoring.de/"
- Verwendung eines Farbschemas, welches folgende Farben verwendet: #9AB688, #2EA8D9, #FAC240
- beide Diagramme sollen auf der y-Achse beim Nullpunkt beginnen, d.h. nicht skalieren oder “reinzoomen”
Abbildung 4: Best Practice bei der Formulierung von Prompts für Aufgaben aus dem Bereich der Datenvisualisierung.
Führen wir diesen Prompt im KI-Chatbot aus, erhalten wir als Antwort einen ersten funktionsfähigen Python-Code. In unserem Versuch waren für eine optimale Diagrammdarstellung anschließend noch drei Anpassungsschleifen nötig, in denen gestalterische Details wie die Position der Legende oder der Abstand zwischen Überschrift und Diagramm überarbeitet wurde. Durch diesen iterativen Prozess wurde der Code schrittweise verfeinert, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wurde. Sie können den finalen Code im folgenden Aufklappelement einsehen:
Kopieren wir diesen Code anschließend in unsere Python-Umgebung, um ihn auf unsere Tabelle auszuführen, erhalten wir im Ergebnis eine exakt nach unseren Vorgaben erstellte Datenvisualisierung:
Anwendungsfall 3: Eine Diagrammdarstellung mit einem dynamischen Erläuterungstext versehen
An diesem Punkt verfügen wir bereits über ein ausgesprochen hilfreiches Skript, welches die Aufbereitung, Auswertung und Visualisierung unserer Datentabelle vollumfänglich automatisiert. In der Praxis könnte die generierte Diagrammabbildung nun in einen regelmäßig erscheinenden Bericht integriert und mit Hinweisen zur Interpretation und Einordnung versehen werden: Was genau sehen die Betrachter*innen in der Abbildung? Auf welche Entwicklung, welches Ergebnis möchte ich die Betrachter*innen hinweisen? Und Sie ahnen es bereits: Auch die Erstellung eines solchen Begleittextes zu unserem Diagramm kann zuverlässig in das Skript aufgenommen und somit automatisiert werden. Das Besondere dabei: Damit dieser Text flexibel bleibt und sich an aktualisierte Daten anpasst, wird er dynamisch aus den analysierten Daten generiert.
Was bedeutet das genau? Anstatt einen statischen Text zu schreiben, der immer dieselben Inhalte liefert – etwa unabhängig davon, ob die analysierte Zeitreihe bis 2020 oder 2024 reicht –, wird der Text aus den Daten selbst abgeleitet. Das heißt, das Skript erkennt automatisch, welche Gebietskörperschaften verglichen werden, welche Werte dargestellt sind und ob beispielsweise ein Anstieg oder ein Rückgang der Zahlen vorliegt. Diese Informationen werden als „Variablen“ direkt in den Begleittext eingefügt, der sich dadurch bei jedem Durchlauf des Skripts an die jeweils aktuellen Daten anpasst. So funktioniert das Skript auch, wenn wir statt Düsseldorf plötzlich eine andere Region wie Bonn oder Münster betrachten oder wenn Daten für ein neues Berichtsjahr vorliegen.
In unserem bereits vorliegenden Beispieldiagramm soll der Text unterhalb der Diagramme folgende Informationen bereitstellen:
- Begriffliche Klärung
Eine kurze Erklärung des Konzepts des gebundenen Ganztags.
- Zentrale Erkenntnisse der Datenauswertung
Eine Beschreibung der Entwicklung der Schülerzahlen in zwei frei wählbaren Gebietskörperschaften.
- Vergleich
Eine Bewertung der relativen Entwicklung in den beiden Gebietskörperschaften (z. B. der Stadt Düsseldorf und dem Land NRW), die Unterschiede in der Stärke oder Richtung der Trends hervorhebt.
Das folgende Schaubild zeigt, welche Best Practices bei der Formulierung entsprechender Prompts für die Verwendung in einem KI-Tool berücksichtigt werden sollten. Dabei gehen wir davon aus, dass – wie in unserem Fall – zuvor bereits der Code zur Generierung eines Diagramms erzeugt wurde und bloß noch weiterentwickelt werden soll. Der Beispiel-Prompt illustriert das Vorgehen und setzt das Gespräch mit der KI an dem Punkt fort, wo der Beispiel-Prompt in Abb. 4 (zur Generierung des Diagramms) aufgehört hatte.
Abbildung 6: Best Practice bei der Formulierung von Prompts für die Entwicklung von dynamischen Erläuterungstexten.
Da wir in diesem Beispiel auf ein bereits generiertes Diagramm aufbauen und dieses „nur“ um den dynamischen Begleittext ergänzen möchten, liefert uns die KI ausgehend vom oben präsentierten Beispiel-Prompt in nur wenigen Überarbeitungsschleifen das gewünschte Ergebnis. Der generierte Code kann im folgenden Aufklappelement eingesehen werden, ist aber in weiten Teilen mit dem bereits im vorherigen Schritt generierten Code identisch:
Kopieren wir den gesamten Code anschließend in unsere Python-Umgebung, um ihn auf unsere Tabelle auszuführen, erhalten wir im Ergebnis eine mit dem gewünschten Erläuterungstext ergänzte Diagrammdarstellung:
Wenn anschließend z. B. ein Diagramm für eine andere Kommune erstellt werden soll, kann im Code einfach der Name “Düsseldorf, Kreisfreie Stadt” durch den Namen der gewünschten Kommune ersetzt werden. Das Skript erzeugt dann automatisch ein angepasstes Diagramm (einschließlich des Erläuterungstextes) für diese Kommune, solange die entsprechenden Daten in der Tabelle enthalten sind:
Anwendungsfall 4: Eine Datenanalyse als interaktive Web-App exportieren
An diesem Punkt haben wir bereits schrittweise ein Python-Skript entwickelt, das unsere Daten zur Ganztagsbildung nicht nur automatisch aufbereitet, auswertet und visualisiert, sondern auch einen dynamischen, auf die Daten abgestimmten Begleittext zur Visualisierung generiert. Das Diagramm wurde dabei bislang als eine Bilddatei ausgegeben, die sich beispielsweise für die Erstellung eines gedruckten Bildungsberichts verwenden ließe. Doch was, wenn dies gar nicht beabsichtigt ist, sondern die Analyse beispielsweise im Kontext einer Informations-Homepage zur kommunalen Ganztagsbildung erscheinen soll? Natürlich könnte man auch hierzu einfach die oben generierte Bilddatei verwenden. Zeitgemäßer wäre es jedoch, die Analyse in Form einer kleinen Web-App in unsere Homepage aufzunehmen.
Um dies zu erreichen, verwenden wir in diesem Arbeitsschritt die Python-Bibliothek Plotly und passen das Skript so an, dass unser Diagramm am Ende in Form einer HTML-Datei ausgegeben wird, die wir in eine bestehende Webseite integrieren können. Aus unserer statischen Bilddatei wird dadurch eine interaktive Web-App, mit der die Nutzer*innen direkt auf der Homepage interagieren und sich z. B. nähere Informationen zu einzelnen Datenpunkten einblenden lassen können. Diese Interaktivität ermöglicht es den Nutzer*innen, die Informationen aus dem Diagramm besser zu erfassen und aktiv zu erkunden.
Das folgende Schaubild zeigt, welche Best Practices bei der Formulierung entsprechender Prompts für KI-Tools berücksichtigt werden sollten. Dabei gehen wir davon aus, dass – wie in unserem Fall – zuvor bereits der Code zur Generierung eines Diagramms erzeugt wurde und dieser lediglich angepasst werden soll, um das Ergebnis als HTML-Datei (statt als Bilddatei) auszugeben. Der Beispiel-Prompt illustriert das Vorgehen und setzt die Konversation mit unserem KI-Assistenten an dem Punkt fort, wo der Beispiel-Prompt in Abb. 6 (zur Generierung des Diagramms mit dynamischem Text) aufgehört hatte.
Abbildung 8: Best Practice bei der Formulierung von Prompts zur Entwicklung von HTML-Visualisierungen.
Verglichen mit den weiter oben entwickelten, statischen Bilddateien handelt es sich für die KI bei der Entwicklung einer interaktiven Web-App um eine vergleichsweise komplexe Aufgabe. Der vorgestellte Beispiel-Prompt lieferte in unserem Versuch zwar schon im ersten Schritt eine lauffähige HTML-Datei, die jedoch anschließend weitaus kleinschrittiger im Dialog mit der KI angepasst werden musste, bevor das Ergebnis unseren Erwartungen entsprach. Wir empfehlen daher, für entsprechende Vorhaben mit den KI-Modellen der neuesten Generation zu arbeiten (im April 2025 sind dies z. B. ChatGPT o3, Gemini 2.5 Pro Experimental oder Claude 3.7 Sonnet), da diese die Anzahl der notwendigen Überarbeitungsschleifen deutlich reduzieren. Der ausgehend vom oben präsentierten Beispiel-Prompt schrittweise optimierte Code-Output kann im folgenden Aufklappelement eingesehen werden:
Kopieren wir diesen Code anschließend in unsere Python-Umgebung, um ihn auszuführen, erhalten wir im Ergebnis die exakt nach unseren Vorgaben erstellte Web-App als HTML-Datei und können sie per iFrame oder HTML-Code in unsere Webseite integrieren:
Abbildung 9: Auf Grundlage des vorgestellten Beispielprompts generiertes interaktives HTML-Diagramm
Anwendungsfall 5: Einen kompakten Datenbericht im PDF-Format erstellen
Nachdem wir nun neben der statischen Bilddatei außerdem eine interaktive Web-App zur Visualisierung unserer Daten erstellt haben, wollen wir uns abschließend einem letzten, in der Praxis des Bildungsmonitorings denkbaren Anwendungsfall widmen: Der automatisierten Erstellung eines kompakten Berichts im PDF-Format, der mehrere Analysen und Visualisierungen übersichtlich zusammenfasst. Ein solcher Bericht könnte beispielsweise als Handout für die Sitzungen einer sich regelmäßig treffenden Arbeitsgruppe dienen oder als Download auf einer Informations-Website zum Ganztagsangebot der Kommune angeboten werden.
Um den Bericht zu erstellen, bauen wir auf dem Skript auf, welches wir in Schritt 1 zur Aufbereitung unserer Datentabelle entwickelt hatten, und erweitern es nun so, dass für eine auszuwählende Gebietskörperschaft automatisiert mehrere Liniendiagramme zur Entwicklung der Ganztagsbildung erstellt werden. Jedes dieser Diagramme widmet sich einer bestimmten Schulform und stellt die zeitliche Entwicklung der Anzahl der Schüler*innen im gebundenen Ganztag, differenziert nach öffentlicher und privater Trägerschaft, dar. Zusätzlich wird jedes Diagramm mit einem dynamisch generierten Text versehen, der beschreibt, ob die Gesamtzahl der Schüler*innen im gebundenen Ganztag in der jeweiligen Schulform im betrachteten Zeitraum gestiegen, gesunken oder gleichgeblieben ist. Das Besondere dabei: Jedes dieser automatisch generierten Diagramme (inkl. der Erläuterungstexte) wird zum Schluss als eigene Seite in einem mehrseitigen PDF-Bericht platziert. Wir erstellen also mit einem einzigen Skript-Durchlauf gleich mehrere aussagekräftige Analysen zur Entwicklung der Ganztagsbildung in unterschiedlichen Schulformen und fassen diese in einem handlichen, ansprechend gestalteten Bericht zusammen.
Das folgende Schaubild zeigt, welche Best Practices bei der Formulierung entsprechender Prompts für KI-Tools berücksichtigt werden sollten. Dabei gehen wir davon aus, dass – wie in unserem Fall – zuvor bereits der Code zur Aufbereitung unserer Rohdaten erzeugt wurde und dieser nun erweitert werden soll, um die Analysen für unseren PDF-Bericht zu erstellen. Der Beispiel-Prompt illustriert das Vorgehen und setzt die Konversation mit unserem KI-Assistenten an dem Punkt fort, wo der Beispiel-Prompt in Abb. 2 (zur Aufbereitung der Rohdaten) aufgehört hatte.
Abbildung 10: Best Practice bei der Formulierung von Prompts zur automatisierten Erstellung von PDF-Berichten.
Ähnlich wie bei der Entwicklung einer interaktiven Web-App im vorangegangenen Beispiel handelt es sich bei der Erstellung eines mehrseitigen PDF-Berichts für die KI um eine vergleichsweise komplexe Aufgabe. Auch in diesem Kontext raten wir daher zur Nutzung von KI-Modellen der neuesten Generation (im April 2025 sind dies z. B. ChatGPT o3, Gemini 2.5 Pro Experimental oder Claude 3.7 Sonnet), die den entsprechenden Python-Code weitaus schneller und zuverlässiger generieren. Ausgehend von dem oben vorgestellten Beispiel-Prompt und mit Unterstützung von ChatGPT o1 waren in unserem Versuch sieben Überarbeitungsschleifen notwendig, bis ein den Anforderungen genügender Python-Code generiert war. Er kann im folgenden Aufklappelement eingesehen werden:
Kopieren wir diesen Code anschließend in unsere Python-Umgebung, um ihn auf unsere Tabelle auszuführen, erhalten wir im Ergebnis den exakt nach unseren Vorgaben erstellten Bericht im PDF-Format:
Und genau wie oben im Kontext der Diagrammdarstellung gilt auch hier: Wenn anschließend z. B. ein PDF-Bericht für eine andere Kommune erstellt werden soll, genügt es, im Code einfach den Namen „Düsseldorf, Kreisfreie Stadt“ durch den Namen der gewünschten Kommune zu ersetzen. Das Skript erzeugt dann automatisch einen angepassten Bericht (einschließlich aller Diagramme und Erläuterungstexte) für diese Kommune, sofern die entsprechenden Daten in der Tabelle vorhanden sind.
Mit der richtigen Entwicklungsumgebung in die KI-unterstützte Generierung von Python-Code einsteigen
Nachdem Sie mithilfe eines KI-Tools Ihren ersten Python-Code generiert haben, stellt sich die Frage: Wie und womit kann dieser Code nun ausgeführt werden? Hier kommen Anwendungen wie Google Colab und Jupyter Notebook ins Spiel.
Warum sind solche Anwendungen notwendig?
Als Programmiersprache muss Python in einer dafür vorgesehenen Benutzeroberfläche („Entwicklungsumgebung“) ausgeführt werden, welche die Befehle des Anwenders interpretiert und ausführt. Anwendungen wie Jupyter Notebook und Google Colab bieten solche Benutzeroberflächen und sind besonders für Datenanalysen geeignet, da sie die Arbeit mit interaktiven Code-Blöcken ermöglichen. Diese können einzeln nacheinander ausgeführt werden und zeigen dem Anwender unmittelbar das Ergebnis des ausgeführten Codes (also eine Tabelle, ein Diagramm etc.) an.
Was leisten diese Anwendungen?
Interaktive Umgebung
Sie können Code in kleinen Blöcken schreiben und ausführen, was das schrittweise Entwickeln und Testen erleichtert.
Dokumentation und Visualisierung
Sie können Ihren Code, Ihre Erläuterungen und die generierten Ergebnisse in einem einzigen Dokument („Notebook“) kombinieren, was die Dokumentation und Präsentation Ihrer Arbeit vereinfacht.
Wiederholbarkeit
Sie können Ihren gesamten, im Notebook gespeicherten Workflow zu einem späteren Zeitpunkt erneut ausführen, um konsistente Ergebnisse zu erzielen und repetitive Arbeitsschritte zu automatisieren.
Sowohl Jupyter Notebook als auch Google Colab sind für Einsteiger*innen gut geeignet, unterscheiden sich jedoch in einigen wichtigen Punkten. Während Google Colab eine besonders einfache und niedrigschwellige Lösung darstellt, da es ohne Installation direkt über den Browser genutzt werden kann, punktet Jupyter Notebook mit mehr Kontrolle und Datenschutz, da es lokal auf dem eigenen Rechner läuft. Diese Abwägung zwischen Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz ist gerade bei datenbezogenen Aufgaben im Bildungsmonitoring relevant. Im Folgenden skizzieren wir die wesentlichen Unterschiede, damit Sie eine informierte Entscheidung treffen können.
Das Problem dabei: Die Einrichtung von Jupyter Notebook kann für Einsteiger*innen technisch anspruchsvoll sein. Insbesondere die Erstinstallation des Tools sowie die Installation von ergänzenden Bibliotheken erfordern ein gewisses Maß an technischem Verständnis. Wer sich dies grundsätzlich zutraut (und vielleicht die Unterstützung einer IT-Abteilung in Anspruch nehmen kann), findet im Internet jedoch zahlreiche Anleitungen und Tutorials, die den Prozess erläutern.
Aus Sicht von Python-Einsteiger*innen liegen die Stärken von Google Colab somit eindeutig in seiner Niedrigschwelligkeit: Wer über ein Google-Konto verfügt, kann sich innerhalb von Minuten und ohne jeden Installationsaufwand eine lauffähige Python-Umgebung anlegen. Dabei ist jedoch unbedingt zu berücksichtigen: Da Google Colab eine cloudbasierte Lösung ist, werden Ihre Daten auf den Servern von Google gespeichert. Daher sollten hier keine personenbezogenen oder anderweitig hochsensiblen Daten verarbeitet werden. Falls also der Datenschutz eine zentrale Rolle spielt, ist die lokale Nutzung von Jupyter Notebook die bessere Wahl.


Martin Franger
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Standort Potsdam
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0651 / 4627 8443
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Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.