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Grundlagen zur KI-Nutzung

Themenseite "KI im Bildungsmonitoring"

Was Sie zum Einsatz von KI im kommunalen Bildungsmonitoring wissen sollten

Bevor Sie als Kommune mit KI im Bildungsmonitoring loslegen, lohnt sich die Beschäftigung mit den Basics: Was ist überhaupt ein KI-Chatbot, was ein KI-Modell? Muss es ein kommerzielles KI-Tool sein, oder lassen sich mit Open-Source-KI-Modellen auch eigene Strukturen aufbauen? Was sollte mit Blick auf eine datenschutzkonforme Nutzung bedacht werden?

Im Rahmen dieser Einführung geben wir einen kompakten Überblick zu den wichtigsten Themen und machen Vorschläge für erste Schritte zur KI-Nutzung im Bildungsmonitoring.

Terminologie

KI-Systeme vs. KI-Modelle

Ein KI-Modell ist der mathematische Kern eines KI-Systems. Es handelt sich um einen trainierten Algorithmus, der Daten verarbeitet, Muster erkennt und Vorhersagen trifft. Ein KI-System hingegen umfasst nicht nur das Modell, sondern auch die gesamte Software- und Hardware-Umgebung, die es ermöglicht, das Modell zu nutzen – einschließlich Benutzeroberfläche, Datenverarbeitung und Schnittstellen zu anderen Systemen. Wenn im Rahmen der Themenseite von einem KI-Tool oder (KI-gestützten) Chatbot die Rede ist, ist damit ein KI-System gemeint.

Generative KI

Generative KI ist eine spezielle Form von Künstlicher Intelligenz, die eigenständig neue Inhalte wie Texte, Bilder, Code oder Audio erzeugen kann. Sie basiert auf großen Sprachmodellen (Large Language Models; LLM) oder Bildmodellen, die Muster aus bestehenden Daten lernen und darauf aufbauend neue, plausible Ergebnisse generieren. Beispiele für generative KI sind KI-gestützte Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Claude für Texte und Code-Erstellung oder DALL·E und Midjourney für Bilder.

Statistische Programmiersprachen

Statistische Programmiersprachen sind speziell für die Analyse, Verarbeitung und Visualisierung von Daten entwickelte Programmiersprachen. Sie ermöglichen u. a. statistische Berechnungen, die Erstellung von Visualisierungen und die Automatisierung datenbezogener Prozesse. Die Nutzung generativer KI kann den Einstieg in die Entwicklung solcher Code-Skripte deutlich erleichtern. Entscheidender als tiefgehende Programmierkenntnisse ist dabei die Fähigkeit, dem KI-Tool die gewünschten Berechnungen, Änderungen an der Tabellenstruktur oder den Aufbau einer Visualisierung präzise und klar in natürlicher Sprache zu vermitteln. Für dieses sogenannte “Prompt Engineering” stellen wir auf der Unterseite Best Practice: Code-Entwicklung mit generativer KI anhand konkreter Anwendungsfälle zahlreiche Tipps bereit.

In der Praxis haben sich für entsprechende Einsatzzwecke vor allem die Programmiersprachen Python und R etabliert:

Python ist eine universelle Programmiersprache, die sich durch spezialisierte Bibliotheken – also Zusatzmodule mit Funktionen für bestimmte Aufgabenbereiche – wie pandas, numpy oder matplotlib zu einer leistungsstarken statistischen Programmiersprache erweitern lässt. R hingegen wurde speziell für statistische Analysen und grafische Darstellungen entwickelt und bietet eine Vielzahl integrierter Funktionen für die Datenanalyse.

Auf der vorliegenden Themenseite liegt der Fokus auf Python, die vorgestellten Ansätze und Best Practices lassen sich jedoch grundsätzlich auch auf R übertragen. In der Regel genügt es hierzu, dem Chatbot zu Beginn der Konversation ausdrücklich mitzuteilen, dass man in einer R-Umgebung arbeitet.

Um letztlich den mit KI-Unterstützung erstellten Python- oder R-Code ausführen und bearbeiten zu können, benötigen Sie ein entsprechendes Tool mit Benutzeroberfläche. Anwendungen wie Google Colab und Jupyter Notebook sind zwei Beispiele, auf die wir auch im Rahmen der Themenseite eingehen.

Von ChatGPT bis MUCGPT: Fertiglösung vs. eigene KI-Systeme

KI-Tool als Fertiglösung

Viele kommerzielle Anbieter stellen KI-Systeme als komfortable Webanwendungen, meist in Form von Chatbots, bereit. Diese KI-Tools können ohne weitere technische Anpassungen direkt genutzt werden. Die Datenverarbeitung erfolgt dabei meist auf externen Cloud-Servern der Anbieter. Dabei ist zu beachten, dass Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien je nach Anbieter variieren – insbesondere im Hinblick auf die Speicherung und Verwendung der Daten zu Trainingszwecken der Modelle. 

Neben den bereits genannten Chatbots ChatGPT (OpenAI), Gemini (Google) und Claude (Anthropic) ist durchaus auch Copilot (Microsoft) eine Alternative, die für viele kommunale Fachkräfte, die ohnehin schon Zugriff auf Microsoft-365-Dienste haben, niedrigschwellig nutzbar sein dürfte. Le Chat wiederum ist ein Beispiel für einen europäischen KI-Assistenten, der von der französischen Firma Mistral entwickelt wurde und auf Servern in Europa gehostet wird.

Eigene KI-Systeme per API-Integration

Als Alternative zu den gebrauchsfertigen KI-Tools besteht auch die Möglichkeit, KI-Modelle über technische Schnittstellen (APIs) in eigene Lösungen zu integrieren. Dabei können die Modelle auf lokalen Servern betrieben oder über externe Cloud-Dienste wie Microsoft Azure, AWS, Google Cloud Platform oder Open Telekom Cloud gehostet werden (um nur einige Anbieter zu nennen). Diese Herangehensweise bietet mehrere Vorteile – darunter ein hohes Maß an Kontrolle über die Datenverarbeitung und -speicherung sowie die Möglichkeit, maßgeschneiderte Benutzeroberflächen zu entwickeln. Zur Umsetzung eigener KI-Systeme ist jedoch ein hoher Ressourcenaufwand erforderlich, insbesondere für Einrichtung, Wartung und Schulung der Mitarbeiter*innen.

Kommunen können KI-APIs aus verschiedenen Quellen beziehen. Kommerzielle Anbieter wie OpenAI, Google, Anthropic oder Mistral nutzen in der Regel Preismodelle, bei denen entweder pro verarbeitetem Textanteil (Tokens), nach genutzter Rechenzeit oder abhängig vom gewähltem Modelltyp abgerechnet wird.

Im Gegensatz zu kommerziellen Lösungen sind Open-Source-KI-Modelle wie Bloom (BigScience-Initiative), GPT-NeoX (EleutherAI) oder Teuken-7B (OpenGPT-X) in der Regel kostenlos nutzbar. Diese Modelle stammen von unabhängigen Forschungsgruppen, gemeinnützigen Organisationen oder Open-Source-Communities und werden häufig über Entwicklerplattformen und -communities wie GitHub oder Hugging Face bereitgestellt und weiterentwickelt.

Ein kommunales Beispiel für die Entwicklung eines eigenen KI-Systems liefert die Landeshauptstadt München mit ihrem Projekt zur Entwicklung einer datenschutzkonformen KI-Infrastruktur. MUCGPT ist eine webbasierte Benutzeroberfläche, die über Microsoft Azure gehostet wird und in die beliebige OpenAI-kompatible Sprachmodelle integriert werden können. Auch die Freie und Hansestadt Hamburg betreibt mit LLMoin einen eigenen KI-Assistenten, der auf europäischen Servern von Microsoft Azure läuft und auf den neuesten KI-Modellen der GPT-Reihe von OpenAI sowie der GenAI-Plattform des öffentlichen IT-Dienstleisters Dataport basiert. LLMoin wird inzwischen von Dataport kommerziell zur Nachnutzung durch andere Kommunen und Länder, z. B. die Landesverwaltung Niedersachsen (Dataport 2025), angeboten.

Datenschutz und Nutzungsregeln

KI-Tools sind kein rechtsfreier Raum. Seit August 2024 hat die EU mit dem KI-Gesetz (Europäisches Parlament 2023) erstmals ein Regelwerk zum Umgang mit KI verabschiedet. Für die kommunale Nutzung, insbesondere im Zusammenhang mit der Verarbeitung personenbezogener Daten, ist weiterhin die DSGVO maßgebend. Zu einem datenschutzkonformen Einsatz von KI-Systemen finden sich zahlreiche Leitfäden im Internet. Exemplarisch sei hier die Orientierungshilfe der Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder (Datenschutzkonferenz 2024) genannt.

Da kommerzielle KI-Tools meist alle Eingaben der Nutzer*innen auf externen, mitunter außereuropäischen Servern speichern und verarbeiten, sollten sich Kommunen intern auf Nutzungsszenarien und Verhaltensregeln verständigen sowie sich über Möglichkeiten zum Abschluss von Auftragsverarbeitungsverträgen oder ähnlichen datenschutzfreundlichen Regelungen der Anbieter informieren, bevor KI-Systeme genutzt werden. Je nach Tarif und Anbieter kann auch eine (kostenpflichtige) Option zur Verfügung stehen, über die sich ausschließen lässt, dass die eingegebenen Daten dauerhaft gespeichert und zum Training der KI-Modelle genutzt werden. Ergänzend gilt: Solange keine abweichenden Regelungen getroffen wurden, sollten grundsätzlich keine personenbezogenen Daten in KI-Systeme eingegeben werden. Für die meisten Aufgaben im Bildungsmonitoring ist dies ohnehin nicht erforderlich.

Eigene KI-Systeme, wie sie in München und Hamburg genutzt werden, bieten die größtmögliche Kontrolle in den Bereichen Datenschutz und Sicherheit – sind aber mit erheblichem Aufwand verbunden, was die Bereitstellung und Wartung der technischen Infrastruktur, die Schulung von Mitarbeitenden oder die kontinuierliche Überprüfung und Einhaltung rechtlicher Vorgaben betrifft. Stehen diese Ressourcen nicht zur Verfügung, gibt es trotzdem Mittel und Wege, datenschutzkonform mit KI-Tools zu arbeiten, beispielsweise durch die Anonymisierung und Pseudonymisierung aller Dateneingaben. Bei einer Anonymisierung werden personenbezogene Daten so verändert oder entfernt, dass sie einer Person nicht mehr zugeordnet werden können. Eine Pseudonymisierung ersetzt personenbezogene Daten durch einen Code oder ein Pseudonym, sodass die Identität nur mit zusätzlichen Informationen rekonstruiert werden kann.

Die ersten Schritte: Wie die Einführung von KI-Tools im kommunalen Bildungsmonitoring gelingen kann

Platzhalter-Bild

Die Sorge vor Datenschutzverstößen oder eine allgemeine Unsicherheit im Umgang mit KI-Systemen sollte nicht dazu führen, dass KI-Tools gar nicht erst genutzt werden. Unsere Anleitung zum Einsatz von generativer KI für Routineaufgaben des kommunalen Bildungsmonitorings zeigt anschaulich, wie sich auch ohne die Eingabe personenbezogener Daten gute, datenschutzkonforme Ergebnisse erzielen lassen.

Die Umsetzung eines sicheren, pragmatischen Umgangs mit KI-Systemen gelingt besonders gut, wenn Sie schrittweise vorgehen und Ihre Erfahrungen sukzessive ausbauen. 

  • Ausprobieren und Erkunden: Beginnen Sie mit kleineren, gut überschaubaren Pilotprojekten. Testen Sie z. B. KI-generierte Python- oder R-Skripte mit anonymisierten Testdatensätzen in einer geschützten Umgebung (z. B. Google Colab). Ziel ist es, erste Erfahrungen zu sammeln, Risiken zu minimieren und Sicherheit im Umgang mit generativer KI zu gewinnen.
     
  • Vertiefen und Standardisieren: Reflektieren Sie die Erfahrungen aus Ihren Pilotprojekten gemeinsam im Team. Entwickeln Sie darauf aufbauend bewährte Einsatzmöglichkeiten (z. B. „KI als Code-Assistent“) und verbindliche Verhaltensregeln (z. B. „Anonymisierung und Pseudonymisierung aller Dateneingaben auf externen KI-Systemen“). Der Leitfaden "Generative KI in Kommunalverwaltungen" (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) 2024) bietet hierzu eine hilfreiche Orientierung. Dokumentieren Sie häufig genutzte KI-Eingaben als Vorlagen, damit Sie effizient zu den benötigten Outputs gelangen. 
     
  • Skalieren und Verankern: Sobald Sie ihre Erfahrungen vertieft und Standards etabliert haben, können Sie den Einsatz generativer KI systematisch auf weitere Aufgabenbereiche ausweiten. Teilen Sie ihre Kompetenzen im Umgang mit KI-Tools und den genutzten statistischen Programmiersprachen mit ihren Kolleg*innen, um das Know-how breit im Team zu verankern. Vernetzen Sie sich zudem aktiv mit anderen Kommunen, um von deren Erfahrungen und Best Practices zu profitieren und das eigene Vorgehen kontinuierlich zu verbessern.

Das Schaubild veranschaulicht, wie sich der Einsatz generativer KI im Bildungsmonitoring von ersten Pilotprojekten zu einer systematisch verankerten Praxis weiterentwickeln lässt.

Das Thema Datenschutz bleibt in allen Phasen selbstverständlich relevant, sollte jedoch die Nutzung generativer KI nicht von vornherein ausschließen. Hinweise hierzu finden Sie ausführlich im Abschnitt „Datenschutz und generative KI“ weiter oben.


Martin Franger

Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit

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0651 / 4627 8443
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Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.