Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer
BNE-Qualifizierung

Themenseite "Bildung für nachhaltige Entwicklung"

BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte

Die Vermittlung von BNE stellt hohe Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte in den Bildungseinrichtungen: Sie müssen nicht nur inhaltlich mit wichtigen Konzepten der nachhaltigen Entwicklung vertraut sein, sondern auch über die methodischen Kompetenzen verfügen, um sie möglichst handlungsorientiert an Lernende zu vermitteln. Die BNE-Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte ist daher eine zentrale Stellschraube zur tiefen Verankerung von BNE in der Bildungslandschaft.

Terminologie: Pädagogische Fachkräfte

Der Begriff „pädagogische Fachkraft“ wird auf dieser Themenseite als Sammelbezeichnung für alle Personen verstanden, die durch ihre Ausbildung dazu qualifiziert sind, Bildungs- und Erziehungsprozesse in Bildungseinrichtungen professionell zu gestalten und zu begleiten. Dazu können folgende Berufe und Tätigkeiten gehören:

  • Lehrer*innen an Schulen
  • Erzieher*innen in Kindertageseinrichtungen
  • Fachkräfte non-formaler Bildungsakteure
  • Ausbilder*innen in der beruflichen Bildung

Handlungsempfehlungen

BNE-Kompetenzen der pädagogischen Fachkräfte stärken

Kommunen sollten eine gestaltende und koordinierende Rolle in der BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte einnehmen, denn nur mit den entsprechenden Kompetenzen können Lehrende und Erziehende komplexe Nachhaltigkeitsthemen vermitteln. Um die BNE-Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte zu stärken, können Kommunen etwa Fortbildungen externer Anbieter vermitteln, Mitarbeitende für BNE-Fortbildungen freistellen oder – im Rahmen ihrer jeweils landesspezifisch variierenden Zuständigkeiten – eigene Fortbildungsangebote entwickeln.

Subjektive Qualifizierungserfahrungen im Bereich BNE erfassen

Für eine umfassende Analyse des BNE-Qualifizierungsniveaus ist es entscheidend, die subjektive Perspektive der pädagogischen Fachkräfte zu berücksichtigen. Durch die Befragung dieser Zielgruppe kann das Bildungsmonitoring z.B. wertvolle Informationen darüber gewinnen, in welchem Ausmaß Nachhaltigkeitsthemen in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte thematisiert wurden und in welchem Umfang die Fachkräfte von nachhaltigkeitsbezogenen Fortbildungsmaßnahmen Gebrauch machen. Auf Grundlage der gewonnenen Informationen kann die Kommune anschließend die BNE-Qualifizierung wichtiger Multiplikator*innen zielgerichteter fördern.

BNE-Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals messen

Ausbilder*innen spielen in der betrieblichen Berufsbildung eine Schlüsselrolle als Multiplikator*innen von Nachhaltigkeitskompetenzen. Um die BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte speziell in diesem Bildungsbereich zu messen, kann das Bildungsmonitoring durch Befragungen der Betriebsleitungen eigene Daten erheben und anschließend etwa den Anteil der Betriebe mit BNE-qualifiziertem Ausbildungspersonal analysieren.

Pädagogische Fachkräfte müssen sich gezielt weiterqualifizieren, um BNE wirksam an die Lernenden zu vermitteln.

BNE zielt darauf ab, Lernenden aller Altersgruppen das Wissen, die Fähigkeiten, Einstellungen und Werte zu vermitteln, die notwendig sind, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten (Autorengruppe BNE Kompetenzzentrum 2023, S. 13). Die Umsetzung dieser Aufgabe stellt hohe Ansprüche an das pädagogische Personal in den Bildungseinrichtungen (Borg et al. 2012): Eine qualitativ hochwertige BNE erfordert von den Fachkräften nicht nur ein tiefes Verständnis nachhaltigkeitsbezogener Konzepte und Herausforderungen, sondern auch fachdidaktische Kompetenzen, die es ermöglichen, komplexe und oft kontroverse Themen zugänglich und handlungsorientiert zu vermitteln (Di Giulio et al. 2011; Rauch et al. 2008). Diese fachdidaktischen Kompetenzen umfassen unter anderem:

  • die Integration interdisziplinären Wissens, das Fördern kritischen Denkens und das Vermitteln eines Verständnisses für globale wechselseitige Abhängigkeiten (Boeve-de Pauw et al. 2022; Sund und Gericke 2020
  • die Gestaltung von Lernprozessen, die zur Reflexion anregen und das Bewusstsein der Lernenden für die Auswirkungen des eigenen Handelns schärfen (Borg und Gericke 2021)
  • didaktische Ansätze, die auf die Entwicklung von Gestaltungskompetenz sowie Empathie und Solidarität mit Menschen und der Umwelt abzielen (Vare et al. 2019)
  • die Fähigkeit, Lernende zu motivieren, sich aktiv und verantwortungsbewusst für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen, indem sie erkennen, dass ihr eigenes Handeln Teil globaler Lösungen sein kann (Sund und Gericke 2020)

Damit pädagogische Fachkräfte diese anspruchsvollen Aufgaben bewältigen und die Ziele der BNE wirksam in Bildungsprozessen verankern können, ist eine fundierte Aus- und Fortbildung von entscheidender Bedeutung (Bürgener und Barth 2018; Redman et al. 2018). Die positiven Effekte einer gezielten BNE-Qualifizierung von Lehrenden und Erziehenden auf den Lernerfolg von Bildungsteilnehmenden sind durch zahlreiche Studien belegt (Boeve-de Pauw et al. 2022; Murphy et al. 2021). Nach einer Umfrage (s. Abbildung 1) des Instituts Futur im Rahmen des nationalen BNE-Monitorings fühlt sich jedoch ein Großteil der befragten Lehrkräfte nicht optimal vorbereitet, um BNE in den Unterricht zu integrieren:

Im nationalen BNE-Monitoring des Instituts Futur wurden 525 Lehrer*innen zum Stand der BNE-Implementierung in den Bildungsinstitutionen befragt.

Von den befragten Lehrkräften gaben ...

69%

an, dass ihnen BNE im Rahmen ihres Studiums niemals begegnet sei.

74%

an, dass ein Mangel an eigenem Wissen eine wichtige Hürde bei der Umsetzung von BNE darstelle.

75%

an, dass ein Mangel an Weiterbildungen eine wichtige Hürde bei der Umsetzung von BNE darstelle.

Abbildung 1: BNE-Implementierung in der Wahrnehmung von Lehrer*innen, Quelle: Brock und Grund 2018, S. 3-5.

Die Förderung der professionellen Entwicklung von pädagogischen Fachkräften ist daher ein wichtiger Hebel für Kommunen, um die Qualität und Wirksamkeit der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu steigern und eine breite Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in den Bildungslandschaften zu erreichen.

Das Bildungsmonitoring kann vorhandene Instrumente aus der empirischen Bildungsforschung nutzen, um das Qualifizierungsniveau der pädagogischen Fachkräfte zu erfassen und zu analysieren.

Die amtliche Statistik stellt keine spezifischen Daten über die BNE-Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte zur Verfügung. Um diesen wichtigen Themenbereich zu operationalisieren, kann das Bildungsmonitoring jedoch durch standardisierte Befragungen eine differenzierte Informationsbasis zum BNE-Qualifizierungsniveau der unterschiedlichen Zielgruppen (Lehrkräfte, Ausbildungspersonal, Erzieher*innen, wichtige Multiplikator*innen im non-formalen Bereich) herstellen und somit die Grundlagen für eine bedarfsgerechte Planung von Qualifizierungsangeboten schaffen. 

Die beiden nachfolgend vorgestellten Instrumente befassen sich jeweils mit dem Qualifikationsniveau von pädagogischen Fachkräften, wählen jedoch inhaltlich und methodisch unterschiedliche Herangehensweisen:

Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat ein Indikatorenkonzept für den Berufbildungsbereich entwickelt, das auf der Betriebsebene ansetzt (Hilse et al. 2022). 

Das Konzept sieht vor, die Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals aus einer übergeordneten Perspektive durch eine Befragung der Betriebsleitungen zu erfassen. Diese Vorgehensweise verspricht eine hohe Informationsgüte der gewonnenen Daten, da zählbare Inhalte wie Personen, Weiterbildungen und Stundenumfang abgefragt werden.

Das Instrument des nationalen BNE-Panels (Institut Futur) fasst die Zielgruppe weiter: Es wurde zur Befragung von BNE-Multiplikator*innen aller Bildungsbereiche entwickelt und soll erfassen, wie die Befragten ihr eigenes BNE-Qualifikationsniveau beurteilen.

Bei dieser Vorgehensweise wird von einer größeren Validität ausgegangen, als sie sich beispielsweise durch eine Auswertung vorhandener Qualifikationsangebote realisieren ließe, deren tatsächliche Nutzung vom Umfang des Angebots abweichen kann.

Trotz dieser unterschiedlichen methodischen Ansätze können beide Instrumente auf kommunaler Ebene eingesetzt werden und Informationen für die kommunale Bildungssteuerung generieren. Die Entscheidung für eines der Instrumente sollte sowohl von den spezifischen Erkenntnisinteressen als auch von den verfügbaren Ressourcen und der methodischen Ausrichtung des eigenen Monitoringansatzes abhängen. Im weiteren Verlauf wird besonderer Wert daraufgelegt, die Funktionsweisen und Stärken beider Instrumente klar herauszuarbeiten. Dies soll es den Fachkräften im Bildungsmonitoring ermöglichen, eine informierte Entscheidung zu treffen, die optimal zu ihren Fragestellungen und Rahmenbedingungen passt.

Der Lernort Betrieb: Das Indikatorenset des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) fokussiert die BNE-Qualifizierung der betrieblichen Ausbilder*innen.

Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat ein umfassendes Indikatorenset entwickelt, das valide Aussagen zur Verankerung von BNE in der beruflichen Bildung (BBNE) ermöglicht (Hilse et al. 2022). Die Indikatoren sollen einerseits den Ist-Zustand der Umsetzung von BNE in der beruflichen Bildung aufzeigen, andererseits weitere notwendige Umsetzungsschritte zu einer tieferen Verankerung von Nachhaltigkeit im Berufsbildungssystem anregen. Neben der Bestimmung geeigneter BBNE-Indikatoren bestand ein Teilziel des Projektes darin, Transparenz über das Verfahren zur Indikatorenentwicklung herzustellen und die Entscheidungen für oder gegen bestimmte Indikatoren nachvollziehbar zu beschreiben (Hilse et al. 2022, S. 7). In der Umsetzung wurde hierzu ein umfassender, partizipativer Beteiligungsprozess mit dem Ziel durchgeführt, möglichst valide und aussagekräftige Indikatorenvorschläge auszuarbeiten.

Aus dem Indikatorenset des f-bb wird im Folgenden der Indikator „Anteil der Betriebe mit zu BBNE qualifiziertem Ausbildungspersonal und Nutzung von Weiterbildungen zu BBNE” ausführlicher vorgestellt, da dieser mit einer Befragung der Betriebe operationalisiert werden kann und von den Autor*innen des f-bb als besonders relevant erachtet wird. Die Informationsgüte wird als sehr hoch eingeschätzt, da messbare Inhalte wie Anzahl oder Stundenumfang der Weiterbildungen erfasst werden, die um die jeweiligen Nachhaltigkeitsdimensionen ergänzt werden können.  Zudem werden durch den Indikator Daten mit hoher Steuerungsrelevanz generiert, da er eine Einschätzung ermöglicht, inwieweit Fähigkeiten zur Vermittlung von BNE-Inhalten in der betrieblichen Ausbildung vorhanden sind.

Inhaltlich misst der Indikator zwei Sachverhalte:

  1. Einerseits wird die Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals ermittelt, indem die inhaltliche Relevanz und der zeitliche Umfang der Qualifizierungen erfasst werden, die durch die Ausbilder*innen besucht wurden. Aufbauend darauf kann der Anteil der Betriebe, der über BBNE-qualifiziertes Ausbildungspersonal verfügt, berechnet werden.
     
  2. Darüber hinaus kann der Anteil des gesamten Ausbildungspersonals eines Betriebes, der Weiterbildungen im Bereich (B)BNE besucht hat, bestimmt werden.

In Bezug auf die Wirkungslogik setzt der Indikator an der Output-Ebene an, da er Auskunft über den Stand der Qualifizierungen des betrieblichen Ausbildungspersonals zu BBNE gibt. Da Ausbilder*innen eine Multiplikator*innen-Rolle für BBNE einnehmen, sind auch Rückschlüsse auf die Outcome-Ebene möglich, da sich die Qualifizierung der Ausbilder*innen auf die Vermittlung nachhaltiger Handlungskompetenz in der beruflichen Ausbildung auswirken kann (Hilse et al., S. 66). Auch internationale Studien liefern Hinweise darauf, dass die Teilnahme von Lehrkräften an BNE-Fort- und Weiterbildungen messbar positive Effekte auf die BNE-Handlungskompetenz der Bildungsteilnehmer*innen hat (Boeve-de Pauw et al. 2022).

Der Indikator eignet sich, um in bestehende Berichtssysteme und Befragungen integriert zu werden. Vor allem für die Bildungsberichterstattung wird der Indikator von den Autor*innen der Studie als anschlussfähig angesehen (Hilse et al. 2022). Die zu erhebenden Sachverhalte sind leicht quantifizierbar und können im Rahmen des kommunalen Bildungsmonitorings gut mit einem (teil)standardisierten Fragebogen abgefragt werden. Dies ermöglicht bei regelmäßiger Fortschreibung der Befragung in einem repräsentativen Sample die Untersuchung langfristiger Entwicklungen in längsschnittlichen Analysen.

Für Kommunen bietet es sich beispielsweise an, entsprechende Fragestellungen in Betriebsbefragungen der Kammern einzubinden und so den Aufwand für den Aufbau eines eigenen Betriebspanels zu vermeiden.

Dies setzt voraus, dass das kommunale Bildungsmanagement Kooperationen mit den entsprechenden Akteuren aufbaut.

Im Rahmen der Studie wurde ein Pilotfragebogen erstellt, der dazu diente, die Abfrage verschiedener Items in bestehenden Erhebungen zu testen. Dieser Fragebogen wurde mit dem Referenz-Betriebs-System (RBS) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erprobt. Das RBS besteht aus etwa 1.400 Betrieben, die ein- bis zweimal jährlich zu aktuellen Fragestellungen der betrieblichen Berufsausbildung befragt werden. Für Kommunen, die das Instrument auf kommunaler Ebene einsetzten wollen, bieten die Ergebnisse dieser Erhebung aufschlussreiche Vergleichswerte.

Ein zentrales Ergebnis der Befragung war, dass 37 Prozent der Betriebe ihre Ausbilder*innen in den letzten drei Jahren zur BBNE weitergebildet haben (Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) 2022, S. 3).

Dies verdeutlicht einerseits den hohen Stellenwert, den BNE in der betrieblichen Ausbildung einnimmt. Andererseits weisen die Autor*innen darauf hin, dass die ermittelten Werte erst mit einer tieferen Differenzierung nach zeitlichem Umfang und den in den Weiterbildungen behandelten Dimensionen von Nachhaltigkeit einen informativen Mehrwert bieten (Hilse et al. 2022; Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) 2022).

Der folgende Pilotfragebogen wurde im RBS des BIBB verwendet:

Abbildung 2: Fragebogen zur Erprobung des Indikators „Anteil der Betriebe, der über BBNE-qualifiziertes Ausbildungspersonal verfügt“; Quelle: Hilse et al 2022, S. 53.

Welchen Stellenwert hat BNE in der eigenen Aus-, Fort- und Weiterbildung? Die Indikatoren aus dem nationalen BNE-Monitoring erfassen die Selbsteinschätzung der Multiplikator*innen.

Während der Indikator des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) die Ebene der Betriebe fokussiert, nimmt der folgende Beitrag von Julius Grund (Institut Futur) die subjektiven Sichtweisen der Lehrenden in den Blick. Die Ebene der subjektiven Einschätzung spielt eine zentrale Rolle für das Verständnis des BNE-Qualifizierungsniveaus in den Bildungseinrichtungen: Auf Grundlage entsprechender Informationen können Verantwortliche besser verstehen, welche Unterstützung Lehrkräfte benötigen, um sich in ihrer Rolle als BNE-Multiplikator*innen sicher zu fühlen und BNE effektiv an die Lernenden zu vermitteln. Dies wird durch die Forschung von Boeve-de Pauw et al. (2022) unterstrichen, die zeigt, wie die empfundene Selbstwirksamkeit von Lehrkräften durch Fort- und Weiterbildungsprogramme gesteigert werden kann, was wiederum einen Einfluss auf die Wirksamkeit ihrer Lehrpraktiken hat: Pädagogische Fachkräfte, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind und eine positive Selbsteinschätzung ihrer BNE-Kompetenzen haben, sind effektiver darin, diese komplexen und interdisziplinären Inhalte zu vermitteln. 

Die im Beitrag vorgestellten Indikatoren aus dem nationalen BNE-Monitoring erfassen wichtige Aspekte der Selbsteinschätzung von Multiplikator*innen hinsichtlich ihrer BNE-Qualifizierung. Konkret messen die Indikatoren, in welchem Umfang Nachhaltigkeit nach Einschätzung der Befragten in der eigenen Aus-, Fort- und Weiterbildung thematisiert wurde und an welcher Art von Fortbildungen sie in den vergangenen fünf Jahren teilgenommen haben. Kommunen können das Instrument einsetzen, indem sie die vorgestellten Items in Befragungen von pädagogischen Fachkräften integrieren. Auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse können BNE-spezifische Fortbildungen koordiniert und geplant werden, die sich eng an den Qualifizierungsbedarfen der pädagogischen Fachkräfte orientieren.

Qualifikation der Multiplikator*innen: Aus-, Fort- und Weiterbildung zu Nachhaltigkeit erfassen

Verfasst von: Julius Grund

Das Instrument „Qualifikation der Multiplikator*innen: Aus-, Fort- und Weiterbildung zu Nachhaltigkeit erfassen“ ist Teil der ausgewählten Messinstrumente des Nationalen BNE-Monitorings auf der Themenseite. Einen Überblick zum Nationalen BNE-Monitoring und den ausgewählten Indikatoren finden Sie hier.

Die breitflächige Umsetzung von hochwertiger BNE ist nur durch Multiplikator*innen möglich, die dafür in Aus-, Fort- und / oder Weiterbildungen qualifiziert wurden. Dies wird auch bei der Betrachtung der Indikatoren für die Erreichung des Sustainable Development Goal (SDG) 4.7 deutlich: ein zentraler Baustein ist hier die Qualifikation von Lehrenden (Indikator 4.7.1c). Auch im Nationalen Aktionsplan BNE wird die Bedeutung von Aus-, Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte bildungsbereichsübergreifend deutlich (Nationale Plattform BNE c/o BMBF, 2017). 

Nationale sowie internationale Studien zeigen jedoch nach wie vor, dass sich die Mehrzahl der Multiplikator*innen bislang nicht gut auf die Ermöglichung und die Begleitung nachhaltigkeitsbezogener Bildungsprozesse vorbereitet fühlt (Brock & Grund, 2018UNESCO & Education International, 2021). Dies deckt sich mit den Erkenntnissen aus der Dokumentenanalyse des nationalen BNE-Monitorings (z.B. anhand von Modulbeschreibungen und Prüfungsordnungen). Die Qualifikation von Lehrenden wurde auch hier trotz leicht positiver Tendenzen als deutliches Desiderat identifiziert (Holst et al., 2024).

Im Nationalen BNE-Monitoring sind vielfältige Indikatoren entstanden, die Qualifizierungserfahrungen sowie -bedarfe auf Basis der Einschätzung der Multiplikator*innen erfassen. Die Informationsebene der subjektiven Einschätzung ist valider im Vergleich zu z.B. Qualifikationsangeboten oder festgeschriebenen Verpflichtungen, da diese von der faktischen Inanspruchnahme und Verfügbarkeit abweichen können. Im weiteren Verlauf werden zwei dieser Instrumente vorgestellt: Zur Thematisierung von Nachhaltigkeit in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung (1) und zur Inanspruchnahme von Fortbildungsangeboten mit Bezug zu BNE (2).

Instrument zur Erfassung der Thematisierung von Nachhaltigkeit in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung

Im ersten hier vorgestellten Item werden Multiplikator*innen nach dem Ausmaß der Thematisierung von Nachhaltigkeit / BNE in ihrer eigenen Aus-, Fort- oder Weiterbildung gefragt. Dafür wird in der folgenden Itembeschreibung je einer der drei Bereiche ausgewählt (Varianten mit “/” gekennzeichnet). So kann in Abhängigkeit der jeweiligen Zielgruppe (also Auszubildende, Teilnehmende an Fort- oder Weiterbildung) entschieden werden, ob die Begegnung mit Nachhaltigkeit allgemein oder mit BNE spezifisch erfasst werden soll.

Abbildung 3: Nachhaltigkeit als Thema der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Im Bereich Schule und Berufliche Bildung zeigte eine bundesweite Befragung von ca. 500 Lehrkräften, dass BNE 64% der Lehrenden nie und 22% der Lehrenden nur selten im eigenen Lehramtsstudium begegnet ist. Nur knapp 4% der Lehrenden gaben an, dass ihnen BNE regelmäßig oder oft im Studium begegnet ist (Grund & Brock, 2022).

Für den Freiburger Bildungsbericht, der an anderer Stelle auf dieser Themenseite ausführlicher vorgestellt wird, wurde diese Frage auf Weiterbildungsaktivitäten bezogen. 59% der Befragten, die in den letzten zwei Jahren an einer Weiterbildung teilgenommen haben, gaben dabei an, dass Nachhaltigkeit nie oder selten im Rahmen der Weiterbildungen thematisiert wurde. Bei knapp 20% wurde Nachhaltigkeit oft oder regelmäßig thematisiert (Stadt Freiburg, 2022, S. 21). Bei der Frage danach, was sich die Befragten wünschen (“So viel Weiterbildungszeit sollte Nachhaltigkeit zum Schwerpunkt haben. Bitte geben Sie einen Wert in Prozent an”), zeigte sich über alle Altersgruppen hinweg, dass ca. 25% der Weiterbildungszeit Nachhaltigkeit zum Schwerpunkt haben sollte (Stadt Freiburg, 2022, S. 22).

Eine weitere Möglichkeit, Weiterbildungsinhalte zu erfassen, findet sich für den Bereich Berufliche Bildung bei Hilse et al. (2022; S. 54). Auch diese Fragen lassen sich für andere Bereiche adaptieren; sie werden an anderer Stelle auf dieser Themenseite ausführlicher vorgestellt.

Instrument zur Erfassung der Inanspruchnahme von Fortbildungsangeboten mit Bezug zu nachhaltiger Entwicklung

Spezieller im Bereich Fortbildungen lässt sich, wie in der folgenden Abbildung dargestellt, weiterhin nach besuchten Fortbildungen zu den Bildungskonzepten BNE, Umweltbildung und Globalem Lernen fragen:

Abbildung 4: Inanspruchnahme von Fortbildungsangeboten durch Multiplikator*innen.

Bei Lehrkräften aus den Bereichen Schule und Berufliche Bildung zeigte sich in der oben genannten bundesweiten Befragung z.B. dass diejenigen, die Fortbildungen in diesen Bereichen aufsuchen,  bereits früher Fortbildungen mit ähnlichen Schwerpunkten besucht haben, also wahrscheinlich thematisch überdurchschnittlich interessiert sind  (Grund & Brock, 2022). Das wird auch anhand der relativ niedrigen Fortbildungsquote deutlich: In den Jahren 2018 und 2022 haben ca. 10% der Lehrerschaft, mit leicht steigender Tendenz, an Fortbildungen in den oben genannten Bereichen teilgenommen (Grund & Brock, 2022).

Insgesamt wird sichtbar, dass die Qualifikation von Multiplikator*innen einen zentralen Hebelpunkt für die Förderung hochwertiger BNE darstellt. Durchschnittlich besteht bei den Multiplikator*innen ein hohes Interesse an Nachhaltigkeit sowie der Wunsch, sich im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildungen stärker mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen (Grund & Brock, 2022Stadt Freiburg, 2022). Diesem Wunsch kann mit einer Stärkung von Qualifikationsangeboten entsprochen werden.

Kommunen können in diesem Bereich unter anderem durch die Entwicklung von Fort- und Weiterbildungsprogrammen (vgl. das Praxisbeispiel zur Stadt Heidelberg) sowie durch die aktive Unterstützung von Multiplikator*innen bei der Wahrnehmung bestehender Programme aktiv werden (z.B. über Kommunikation von Angeboten, Netzwerkarbeit, finanzielle Unterstützung).

Die hier vorgestellten Instrumente (inkl. der vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten) können durch das kommunale Bildungsmonitoring zeiteffizient angewendet werden. Ihr Einsatz kann es Kommunen ermöglichen, sich einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklungstendenzen zur BNE in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verschaffen.

Die kommunale Verwaltung kann die BNE-Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte auf verschiedene Weise unterstützen.

Insbesondere im außerschulischen Bereich können Kommunen die BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte aktiv unterstützen. Sie können dabei zunächst eine ermöglichende Rolle einnehmen, indem sie die BNE-Qualifizierung von Mitarbeitenden in kommunalen Einrichtungen fördern. Die Unterstützung kann sich hierbei von der Freistellung von Mitarbeitenden für die Teilnahme an einschlägigen Qualifizierungen bis zur Bereitstellung finanzieller Mittel erstrecken, die es Bildungseinrichtungen ermöglichen, ihr Personal in wichtigen Bereichen der BNE fortzubilden.

Darüber hinaus können Kommunen, in enger Kooperation mit BNE-Partnern in der Bildungslandschaft, eigene zielgruppenspezifische Fortbildungsangebote entwickeln und umsetzen.

Solche Angebote sollten auf die spezifischen Bedarfe verschiedener Berufsgruppen eingehen und somit sicherstellen, dass BNE-Kompetenzen fest in den verschiedenen Bildungsbereichen verankert werden. Für die Zielgruppe der Erzieher*innen können beispielsweise Angebote entwickelt werden, die sich mit aktuellen BNE-Themen auseinandersetzen und innovative didaktische Ansätze für die frühkindliche BNE vermitteln. Für Leitungskräfte in Bildungseinrichtungen können hingegen speziell konzipierte Formate organisiert werden, die darauf abzielen, BNE konzeptionell in den Einrichtungen zu verankern und die Leitungskräfte in ihrer Rolle als Multiplikator*innen und Gestalter*innen von BNE-Prozessen zu stärken. 

Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist in jedem Fall die Vernetzung und Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen, lokalen BNE-Initiativen und der kommunalen Verwaltung. Der Aufbau und die Pflege eines solchen Netzwerks erhöht nicht nur die potenzielle Reichweite der Angebote, sondern ermöglicht auch eine effektive Kooperation bei der Umsetzung: So können beispielsweise Vertreter*innen von BNE-Lernorten aus der Region als Referent*innen in die Qualifizierung eingebunden werden, was die Praxisnähe der Fortbildungen erweitert und den Lernorten zugleich die Chance bietet, ihre spezifischen Angebote den Bildungseinrichtungen vorzustellen.

Bei BNE-Fortbildungen für die Zielgruppe der schulischen Lehrkräfte gestalten sich die Rahmenbedingungen für Kommunen – aufgrund variierender landesrechtlicher Rahmenbedingungen – ungleich komplizierter: Hier sollte beachtet werden, dass die grundsätzliche Verantwortung für Lehrkräftefortbildungen bei den Bundesländern liegt. Die zuständigen Ministerien stellen die notwendigen Ressourcen bereit, um Schulen und Lehrkräfte mit Fortbildungs-, Beratungs- und Begleitungsangeboten zu unterstützen (Deutscher Verein zur Förderung der Lehrerinnen und Lehrerfortbildung e.V. 2018, S. 8).

Gleichwohl lassen die länderspezifischen Verwaltungsvorschriften in der Regel Spielräume, die Kommunen zur (Mit-)Gestaltung von BNE-Fortbildungen nutzen können. Beispielsweise wird im entsprechenden Runderlass des Ministeriums für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen die Kooperation der bei den staatlichen Schulämtern gebildeten Kompetenzteams mit anderen Einrichtungen des Bildungsbereichs wie Regionalen Bildungsbüros, Museen oder Musikschulen zur Unterstützung der Fortbildungsplanung als mögliche Option benannt (Ministerium für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen, 06.04.2014). Einen allgemeinen Überblick über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, in die die Fortbildungskonzepte für Lehrer*innen in den Bundesländern eingebettet sind, gibt das unten verlinkte Dokument der Kultusministerkonferenz.

Kultusministerkonferenz: Lehrkräftefortbildung in den Ländern

Die Übersichtsdarstellung der Kulturministerkonferenz enthält unter anderem Informationen über die landesgesetzlichen Regelungen zur Ausgestaltung der Fortbildungen, darunter auch Angaben dazu, welche Akteure für die Umsetzung der Fortbildungsverpflichtung der Lehrer*innen verantwortlich sind. 

Download

Um die praktische Umsetzung dieser Ansätze zu illustrieren, lohnt sich der abschließende Blick auf das Beispiel der Stadt Heidelberg. Der dortige Ansatz zeigt, wie eine Kommune – in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Bildungslandschaft und in Abstimmung mit Landesinstitutionen – aktiv zur BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte in KiTas und Schulen beitragen kann.

Partnerschaften zur BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte in KiTas und Schulen in der Stadt Heidelberg

Die Stadt Heidelberg bekennt sich seit über 20 Jahren zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Daher hat auch Bildung für nachhaltige Entwicklung seit 2005 in Heidelberg einen besonderen Stellenwert. Mit dem Bekenntnis des Gemeinderats zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 im Jahr 2016 und deren Integration in das Stadtentwicklungskonzept 2035 hat Heidelberg erneut eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Stadtentwicklung geschaffen. Gute Rahmenbedingungen für die Verankerung von BNE in der Heidelberger Bildungslandschaft schuf die organisatorische Verankerung von BNE als Querschnittsthema bei dem 1999 gegründeten städtischen Agenda-Büro (seit 2008 im Umweltamt der Stadt angesiedelt). Auf der operativen Ebene kooperieren im “Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung” zahlreiche Institutionen, Initiativen und Gruppen der Heidelberger Bildungslandschaft mit dem Ziel, BNE an allen formellen und informellen Bildungsorten und für alle Altersgruppen erfahrbar zu machen. Das BNE-Netzwerk ist aus dem bereits 2009 gegründeten “Runden Tisch Bildung für nachhaltige Entwicklung” entstanden, inzwischen ist das Netzwerk auf über 80 Mitglieder angewachsen. Seit 2021 wird Heidelberg zudem als Modellkommune für Bildung für Nachhaltige Entwicklung durch das BNE-Kompetenzzentrum Süd begleitet.

Fortbildung pädagogischer Fachkräfte: Ein Schlüssel zur Verankerung von BNE

Ein zentrales Element der BNE-Strategie in Heidelberg ist die kontinuierliche Fortbildung pädagogischer Fachkräfte in KiTas und Schulen. Die Integration von BNE als pädagogischem Leitgedanken in den städtischen Kindertageseinrichtungen markierte 2013 den Beginn der städtischen Bemühungen, die Kompetenzen der Fachkräfte in diesem Bereich zu stärken. Mittlerweile sind Fortbildungen im Kontext einer BNE im Qualifizierungszyklus integriert. So wird gewährleistet, dass die Grundgedanken einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in die pädagogische Arbeit mit Heidelberger Kindern und Familien einfließen (Stadt Heidelberg 2022, S. 252).

Das „Globale Klassenzimmer“, die Kliba gGmbH und die PH Heidelberg: Partnerschaften für die BNE-Qualifizierung

Die Stadt Heidelberg bietet zudem eine Reihe von spezifischen Fortbildungsprogrammen an, um Lehrkräfte in der Umsetzung von BNE im Unterricht zu unterstützen. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Partnerschaften mit dem außerschulischen Lernort “Globales Klassenzimmer” des Eine-Welt-Zentrums Heidelberg e.V., der Kliba gGmbH (Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis) und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. In den halbtägigen Workshops werden den Lehrkräften handlungsorientierte Methoden und Konzepte vermittelt, die die Schüler*innen in die Lage versetzen, in globalen Zusammenhängen zu denken und nachhaltige Handlungsalternativen zu entwickeln. Ziel der Fortbildungen ist es, den Teilnehmenden Handlungsfelder, Praxisideen und konkrete Unterrichtsmaterialien näherzubringen, die einen Einstieg in die Vermittlung von BNE-Kompetenzen im eigenen Unterricht bieten sollen.

Die Stadt Heidelberg steht bei der Planung der Fortbildungen in enger Abstimmung mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg, das die Veranstaltungen in seinem Fortbildungsprogramm veröffentlicht.

Die folgende Abbildung zeigt, welche Fortbildungen in den letzten Jahren in Heidelberg durchgeführt wurden.

Seit 2018 bietet die Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem “Globalen Klassenzimmer”, der Kliba gGmbH und der PH Heidelberg die jährliche Fortbildung „BNE praxisnah an Grundschulen umsetzen“ an.

2018 nahmen 21 Lehrkräfte teil, 2019 waren es 17 Lehrkräfte.

2020 wurde das Angebot wegen Corona als Onlinefortbildung „BNE praxisnah umsetzen – Klimaschutz mit dem ökologischen Fußabdruck“ für Lehrkräfte der Sekundarstufe I angeboten.

2021 wurde diese Fortbildung zwei Mal durchgeführt. Insgesamt nahmen 64 Lehrkräfte daran teil.

Gemeinsam boten das „Globale Klassenzimmer“, die Kliba gGmbH und die PH Heidelberg zudem im Oktober 2023 in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Fortbildung unter dem Titel „Klima, Energie, Mobilität, Ernährung & Konsum – BNE praxisnah an Schulen umsetzen” an.

Abbildung 5: Fortbildungen für Lehrkräfte in der Stadt Heidelberg, Quelle: Stadt Heidelberg, Bildungsbericht Schule und Bildung Heidelberg 2020/21.

"Natürlich Heidelberg": Umweltbildung für Multiplikator*innen

Ein weiterer wichtiger Anbieter von BNE-Fortbildungsangeboten in der Heidelberger Bildungslandschaft ist die Umweltbildungsplattform “Natürlich Heidelberg”. Sie verfolgt insbesondere das Ziel, die Bedeutung von Naturräumen, Artenschutz sowie landschaftlicher und kultureller Vielfalt zu vermitteln. BNE stellt dabei ein wichtiges Querschnittsziel dar und wird in einem Fortbildungsangebot für Multiplikator*innen aufgegriffen, um nachhaltigkeitsbezogene Inhalte wirksam an Kinder und Jugendliche zu vermitteln. Auf diese Weise konnten im Jahr 2019 rund 500 Pädagog*innen geschult werden. 

Die Fortbildungsveranstaltungen von “Natürlich Heidelberg” sind eng an die offiziellen Bildungspläne angelehnt und bieten den Teilnehmenden praktische Beratung und Unterstützung bei der Integration von Umweltbildung in den Schulalltag. Hierbei stehen die außerschulischen Lernorte von „Natürlich Heidelberg“ den Bildungseinrichtungen nach Absprache zur Verfügung, was ein naturbezogenes, praxisorientiertes Lernen ermöglicht. Des Weiteren umfassen die Fortbildungen spezielle Angebote für Sonderpädagog*innen und fördern die Entwicklung von Angeboten für Menschen mit Einschränkungen. 

Die Vorteile einer gezielten BNE-Qualifikation von Multiplikator*innen, unter anderem von Akteuren wie dem Globalen Klassenzimmer, der Kliba und Referent*innen der Bildungsplattform „Natürlich Heidelberg“, zeigten sich nicht zuletzt während der Corona-Pandemie: Während die geplanten Veranstaltungen der Plattform abgesagt werden mussten, konnten die geschulten Pädagog*innen die Ziele und Inhalte der BNE weiterhin in ihren Bildungseinrichtungen einbringen (Stadt Heidelberg 2022, S. 257f).

BNE-Fortbildung in Zahlen: Der Heidelberger Bildungsbericht „Schule und Bildung Heidelberg 2020/21"

Dadurch, dass sich die Stadt Heidelberg mit eigenen Fortbildungsangeboten für die BNE-Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte einsetzt, verfügt sie über einen direkten Zugriff auf die entsprechenden Angebots- und Teilnehmendenstatistiken und kann diese für ihre Bildungsberichterstattung nutzen. Auf dieser Grundlage enthält der "Bericht Schule und Bildung Heidelberg 2020/21" u. a. ausführliche qualitative Beschreibungen zu den BNE-Fortbildungsangeboten, die punktuell durch quantitative Auswertungen ergänzt werden. Sie ermöglichen der Stadtverwaltung, auf langfristige Entwicklungen hinsichtlich der Nachfrage nach entsprechenden Angeboten zu reagieren. 

Download

Autorengruppe BNE Kompetenzzentrum (Hrsg.). (2023). Praxishandbuch Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten. Hintergrund – Beispiele – Arbeitshilfen für den Start. https://www.bne-kompetenzzentrum.de/sites/default/files/2023-06/BNE-Praxishandbuch_WEB.pdf.

Boeve-de Pauw, J., Olsson, D., Berglund, T. & Gericke, N. (2022). Teachers’ ESD self-efficacy and practices: a longitudinal study on the impact of teacher professional development. Environmental Education Research 28 (6), S. 867–885. DOI: 10.1080/13504622.2022.2042206.

Borg, C., Gericke, N., Höglund, H.-O. & Bergman, E. (2012). The barriers encountered by teachers implementing education for sustainable development: discipline bound differences and teaching traditions.Research in Science & Technological Education 30 (2), S. 185–207. DOI: 10.1080/02635143.2012.699891.

Borg, F. & Gericke, N. (2021). Local and Global Aspects: Teaching Social Sustainability in Swedish Preschools. Sustainability 13 (7), S. 3838. DOI: 10.3390/su13073838.

Bormann, I.& Haan, G. de (Hrsg.). (2008).Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Operationalisierung, Messung, Rahmenbedingungen, Befunde. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. DOI: 10.1007/978-3-531-90832-8.

Brock, A. & Grund, J. (2018). Bildung für nachhaltige Entwicklung in Lehr-Lernsettings. Bildung für nachhaltige Entwicklung in Lehr-Lernsettings Quantitative Studie des nationalen Monitorings – Befragung von LehrerInnen. https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/weitere/institut-futur/aktuelles/dateien/executive_summary_lehrerinnen.pdf.

Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) (2022). Nachhaltigkeit in Betrieben und der beruflichen Ausbildung (Referenzbetriebssystem RBS, 45). https://www.bibb.de/dokumente/ablage/RBS_Info_45.pdf. Zugegriffen: 22.08.2024.

Bürgener, L. & Barth, M. (2018). Sustainability competencies in teacher education: Making teacher education count in everyday school practice. Journal of Cleaner Production 174, S. 821–826. DOI: 10.1016/j.jclepro.2017.10.263.

Deutscher Verein zur Förderung der Lehrerinnen und Lehrerfortbildung e.V. (2018). Musterorientierungsrahmen für die Lehrkräftefortbildung. Ergebnisse des Projektes Qualitätsentwicklung in der Lehrkräftefortbildung, Teil 2. Berlin (forum Lehrerfortbildung, 48). https://lehrerfortbildung.de/images/phocadownload/Musterorientierungsrahmen_fur_die_Lehrkraftefortbildung.pdf.

Di Giulio, A., Ruesch Schweizer, C., Adomßent, M., Blaser, M., Bormann, I., Burandt, S., Fischbach, R., Hayoz-Kaufmann, R., Krikser, T., Künzli David, C., Michelsen, G., Rammel, C. & Streissler, A. (2011). Bildung auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Vorschlag eines Indikatoren-Sets zur Beurteilung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Hammer, T. (Hrsg.). (Allgemeine Ökologie zur Diskussion gestellt, 12). https://www.researchgate.net/publication/271847135_Bildung_auf_dem_Weg_zur_Nachhaltigkeit_Vorschlag_eines_Indikatoren-Sets_zur_
Beurteilung_von_Bildung_fur_Nachhaltige_Entwicklung/link/57ef906f08ae886b897417df/download?_tp=eyJjb250ZXh0Ijp7ImZpcnN0UGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIiwicGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIn19. Zugegriffen: 07.08.2024.

Hilse, P., Pabst, C., Schütt-Sayed, S., Werner, M., Goldmann, E., Rocklage, M. & Hecker, K. (2022). Die Erfassung der betrieblichen Bildung für nachhaltige Entwicklung. Forschungsbericht zum Projekt „Indikatorenentwicklung Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Nürnberg. https://www.bibb.de/dokumente/pdf/Forschungsbericht_iBBnE_f-bb-Bericht.pdf.

Ministerium für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen. (06.04.2014). Fort- und Weiterbildung; Strukturen und Inhalte der Fort- und Weiterbildung für das Schulpersonal (§§ 57 - 60 SchulG), ABl. NRW. S. 235. In, Bereinigte Amtliche Sammlung der Schulvorschriften NRW. https://bass.schul-welt.de/14149.html. Zugegriffen: 08.08.2024.

Murphy, C., Mallon, B., Smith, G., Kelly, O., Pitsia, V. & Martinez Sainz, G. (2021). The influence of a teachers’ professional development programme on primary school pupils’ understanding of and attitudes towards sustainability. Environmental Education Research 27 (7), S. 1011–1036. DOI: 10.1080/13504622.2021.1889470.

Rauch, F., Steiner, R. & Streissler, A. (2008). Kompetenzen für Bildung für nachhaltige Entwicklung von Lehrpersonen: Entwurf für ein Rahmenkonzept. In I. Bormann & G. de Haan (Hrsg.), Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Operationalisierung, Messung, Rahmenbedingungen, Befunde. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 141–158.

Redman, E., Wiek, A. & Redman, A. (2018). Continuing Professional Development in Sustainability Education for K-12 Teachers: Principles, Programme, Applications, Outlook. Journal of Education for Sustainable Development 12 (1), S. 59–80. DOI: 10.1177/2455133318777182.

Stadt Heidelberg (2022). Bericht Schule und Bildung. Heidelberg 2020/21. Heidelberg. https://www.transferinitiative.de/media/content/Stadt_Heidelberg_Bildungsbericht_2022.pdf. Zugegriffen: 29.04.2024.

Sund, P. & Gericke, N. (2020). Teaching contributions from secondary school subject areas to education for sustainable development – a comparative study of science, social science and language teachers. Environmental Education Research 26 (6), S. 772–794. DOI: 10.1080/13504622.2020.1754341.

Vare, P., Arro, G., Hamer, A. de, Del Gobbo, G., Vries, G. de, Farioli, F., Kadji-Beltran, C., Kangur, M., Mayer, M., Millican, R., Nijdam, C., Réti, M. & Zachariou, A. (2019). Devising a Competence-Based Training Program for Educators of Sustainable Development: Lessons Learned. Sustainability 11 (7), S. 1890. DOI: 10.3390/su11071890.

Verfasst von Daniel Weydert und Dr. Tobias Vetterle (KOSMO) mit einem Gastbeitrag von Julius Grund (Institut Futur) und freundlicher Unterstützung von Kristina Wetzel und Franz Meißner (Stadt Heidelberg).


Ansprechpartner

Daniel Weydert

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

KOSMO-Newsletter

Mit allen Infos rund um das kommunale Bildungsmonitoring!

Kontakt

Standort Potsdam

kobra.net, Kooperation in Brandenburg, gemeinnützige GmbH
Benzstr. 8/9, 14482 Potsdam

Ansprechpartner:
Tim Siepke, Leitung

0331 / 2378 5331
info@kommunales-bildungsmonitoring.de

Standort Trier

Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz - Saarland e.V.
Domfreihof 1a | 54290 Trier

Ansprechpartner:
Dr. Tobias Vetterle, Leitung

0651 / 4627 8443
info@kommunales-bildungsmonitoring.de

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.